Dr. Christoph Thomann

Prof. Dr. Verena Kast

5. Berliner Mediationstag

Prof. Dr. Verena Kast
08. April 2011

Vom Umgang mit starken Emotionen

Ärger, Wut, Angst, Scham, Neid und andere Emotionen: sie gehören zu unserer biologischen Grundausstattung und helfen uns, uns im Leben, vor allem auch in den Beziehungen, zu orientieren und zu überleben.

So zeigt uns Ärger an, dass jemand über unsere Grenze gegangen ist oder uns nicht erlaubt, unsere Grenzen zu erweitern. Diese Emotion gehört geradezu zu einem Konflikt: Sie könnte uns früh darauf aufmerksam machen, dass etwas nicht stimmt.

Die Angst sagt uns, dass wir uns von einer Gefahr ergriffen fühlen, Abhilfe schaffen müssen. Diese Abhilfe kann hilfreicher oder weniger hilfreich sein.

Oft wirken Emotionen in Auseinandersetzungen aber dysfunktional und erschweren eine Verständigung. Dann wird der Umgang mit Ihnen eine besondere Herausforderung, auch in der Mediation. Da besonders heftige Emotionen als störend erlebt werden, verdrängen wir sie - und so können wir sie nicht nutzen. Aber auch verdrängte Emotionen wirken - und wie!

Damit Emotionen in ihrem Orientierungs- und in ihrem Veränderungspotential genützt werden können, müssen wir wagen, sie in ihrer Dynamik und in ihrem jeweiligen emotionalen Erlebens - und Handlungsumfeld wahrzunehmen.

Zur Regulierung der Emotionen und des damit verbundenen Selbstwertgefühls können außer dem Wahrnehmen und Reflektieren der jeweils handlungsleitenden Emotionen die sogenannten positiven Emotionen wie Freude und Interesse - auch sie sind starke Emotionen - als robuste Ressourcen beigezogen werden.

Heftige Emotionen verstehen und damit umgehen zu können ist ein Schlüssel für eine erfolgreiche Mediation.

Auf dem Berliner Mediationstag sollen mit

  • Information
  • Imagination
  • Rollenspiel und
  • Im Dialog

die Emotionen in ihrem Wirkfeld sichtbar und erlebbar gemacht werden. So können Ideen zur Regulierung in praktischen Beratungssituationen wie Mediationen gefunden werden.

 

Prof. Dr. Verena Kast, Psychologin und Psychotherapeutin, war Professorin im Bereich anthropologische Psychologie an der Universität Zürich. Ausbildung in Psychoanalyse Jungscher Richtung.

Lehranalytikerin und Supervisorin des C.G. Jung Institutes, Zürich, Vorsitzende der dortigen Fakultät.

Erste Vorsitzende der Internationalen Gesellschaft für Tiefenpsychologie.

Mitglied der Leitung der Lindauer Psychotherapiewochen, Autorin.
Vortragstätigkeit in Europa, den USA, Japan, China.

Veröffentlichungen im Bereich von Symbolik, Beziehung und Trennung, Grundlagen Jungscher Psychotherapie, Komplexe und Emotionen.

 

 

Literaturhinweise

  • Vom Sinn des Ärgers. Herder 2009
  • Neid und Eifersucht. Die Herausforderung durch unangenehme Gefühle. dtv 2009
  • Freude, Inspiration, Hoffnung. Patmos 2008
  • Konflikte anders sehen. Die eigenen Lebensthemen entdecken. Herder Spektrum 2009